Im »Selbstbildnis mit Jan« zeigt Dix sich auf den ersten Blick als Maler und als Vater des 1928 geborenen Sohns Jan. Auf den zweiten Blick erinnert die Komposition an Darstellungen des heiligen Christophorus, der das Christuskind und damit die Last der Welt auf seinen Schultern trägt.
Das Selbstbildnis an sich nimmt in den Arbeiten von Otto Dix einen wichtigen Stellenwert ein. In sämtlichen stilistischen und zeitlichen Phasen sowie in allen Gattungen und Techniken lassen sich Selbstporträts finden. Dabei schlüpft Dix in unterschiedliche Rollen: Er malt sich als Dandy, als Tänzer in eleganter Abendrobe, vom kreativen Rausch erfasst, mit derber, naiver Miene und später als vom Alter gezeichneter Mann. Ein verbindendes Merkmal seiner Selbstdarstellungen ist der durchdringende Blick, den er sich als »Augenmensch« zuschreibt. Zudem präsentiert er sich immer wieder als Künstler: im Malkittel an der Staffelei, im Atelier mit Aktmodell oder auch als heiliger Lukas, die Madonna zeichnend. In der eindeutigen Wiedergabe als Maler greift er auf eine Reihe von Vorbildern, wie etwa Dürer und Rembrandt, zurück. Dix setzt sich intensiv mit kunsthistorischen Traditionen auseinander. So interessiert ihn auch die Übertragung von christlicher Mythologie in zeitgenössische Malerei wie hier im »Selbstbildnis mit Jan«.
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-542
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Leihgabe aus Privatbesitz