Im Jahr 1940 malt Otto Dix seine Tochter Nelly (1923–1955) als Flora. Das junge Mädchen wird zur Personifikation der Göttin des Frühlings und der Jugend. Der blühende Pfeifenstrauch und die Blüte in ihrer Hand verdeutlichen dies. Im Hintergrund blitzen eine grüne Wiese und der Bodensee auf. Dix macht sich seit dem Umzug 1936 von Dresden nach Hemmenhofen mit der Hegaulandschaft vertraut gemacht und nutzt sie zunehmend für allegorische und religiöse Darstellungen.
Die Figur der Flora geht zurück auf antike Überlieferungen. In der römischen Mythologie gilt sie als die Göttin der Blüte, der Jugend und des fröhlichen Lebensgenusses. In Darstellungen der vier Jahreszeiten verkörpert sie den Frühling. Als solche ist sie Teil einer Vorstellung vom ewigen Werden und Vergehen, wie es sich ebenso in den vier Lebensaltern des Menschen widerspiegelt. Auch Dix versteht Leben und Tod als Teil eines immerwährenden Kreislaufs und bringt dies in seinen Bildern zum Ausdruck. Charakteristisch ist, dass er eine alltägliche Situation bzw. eine reale Person – seine Tochter im blühenden Garten in Hemmenhofen – in einer jahrhundertealten Symbolik porträtiert.
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-499
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Leihgabe aus Privatbesitz