Christoph Meckel
Nach dem Studium an den Kunstakademien Freiburg und München von 1954 bis 1956 besucht Christoph Meckel als 22-jähriger erstmals nach langer Zeit seinen Geburtsort Berlin. Er nimmt die Stadt als »zweigeteilte, in zwei Staaten aufgeteilte Wildnis aus Nachkrieg und immer noch weiter wachsender Zertrümmerung im Osten und allmählichem Aufbau im Westen« wahr. Vor diesem Hintergrund sowie der als Kind im Zweiten Weltkrieg prägenden Erfahrung der »Verheerung aller Art« bezieht er fortan zu seiner Gegenwart als »politischer Zeit« Stellung. Er beginnt 1957, sein »Epos aus Bildern« zu schaffen, das am Ende über 2000 Blatt umfasst. Parallel entsteht ein reiches literarisches Werk.
Meckel nutzt durchgängig eine figürlich-gegenständliche Bildsprache. Er zeigt Szenerien von traumhaftem, übernatürlichem Ambiente. Sie sind bevölkert von menschlichen Wesen, aber auch Puppen oder Spielzeugfiguren mit überzeichnetem Äußeren oder in historischer Gewandung. Zusammen mit Tiergestalten und grotesken Mischwesen verkörpern sie Missetäter, Opfer oder Helden in rätselhaften, bühnenartig gestalteten Welten. Im Titel eines jeden Blattes offenbart sich oft schon das Hauptmotiv. Doch verdichtet sich darunter stets eine Vielzahl von Gedanken und Motiven. Vorgetragen werden sie mit Heiterkeit oder Ernst, Komik, Ironie, Spielfreude oder scharfer Anklage. Meckel versucht so, dem Fragwürdigen und den Missständen in der Welt auf poetische, hintergründige Weise beizukommen. Unter Einsatz rätselhafter Symbole führt er sie uns Betracher:innen vor Augen. Oft entlehnt er Motive aus Mythen und Legenden. Ebenso zitiert er die Bilder geschätzter Künstlervorbilder wie Otto Dix, Georges Grosz, Max Beckmann und Horst Antes.