Anton Stankowski
»Vereinfachen, versachlichen und vermenschlichen, das sind die drei Antriebsfaktoren für meine Arbeit. Dabei ist das letzte, das Vermenschlichen, das Schwierigste.« In diesen Worten des gebürtigen Gelsenkircheners Anton Stankowski (1906–1998) kommen die Bestrebungen zusammen, die sein knapp sieben Jahrzehnte umspannendes künstlerisches Schaffen bestimmen. Die Fokussierung auf den Menschen ebenso wie die von Stankowski propagierte und gelebte Idee der Einheit von freier und angewandter Kunst wurzeln in den während der Ausbildungszeit angeeigneten Lehren und Anschauungen. Maßgeblich ist das von 1926 bis 1928 absolvierte Studium an der Essener Folkwangschule. Dort ist der Werbegrafiker Max Burchartz, der den konstruktivistischen Künstlerkreisen und insbesondere der niederländischen De-Stijl-Gruppe nahesteht, die prägende Gestalt.
Bereits ab 1930, zur Zeit der Anstellung in der Zürcher Werbeagentur von Max Dalang, versucht Stankowski sein visuelles Denken in einer – zunächst unvollständig gebliebenen – »Gestaltungsfibel« auf den Punkt zu bringen. In den Jahren in Zürich, in die auch die Heirat mit Else Hetzler fällt, macht er sich einen Namen als Erneuerer der Schweizer Plakatkunst. Durch die politischen Verhältnisse gezwungen, seine Wahlheimat zu verlassen, übersiedelt Stankowski 1938 nach Stuttgart, wo er im Jahr darauf mit der Gründung eines »Grafischen Ateliers« den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. Nach acht Jahren Kriegsdienst und russischer Gefangenschaft kehrt er 1948 nach Stuttgart zurück. Damit beginnen nach der langen Unterbrechung des künstlerischen Schaffens fünf Jahrzehnte erfolgreicher Tätigkeit als Werbegrafiker und freier Künstler, als Fotograf und Entwerfer von Wand- und Platzgestaltungen im öffentlichen Raum.
Die Lehrtätigkeit als Gastdozent für Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Ulm seit 1964 gestattet es Stankowski, sein immenses Wissen an die nachfolgende Generation von Grafikdesigner:innen weiterzugeben. 1972 tritt Karl Duschek in das Grafikbüro ein und steigt schon bald darauf zum Geschäftsführer und Mitinhaber auf. In den späten Lebensjahren erfährt Stankowskis Schaffen die verdiente Würdigung durch Einzelausstellungen und die Verleihung von Ehrenpreisen, darunter 1991 der Hans-Molfenter-Preis der Landeshauptstadt Stuttgart sowie das Bundesverdienstkreuz. Am 11. Dezember 1998 stirbt der Künstler in Esslingen am Neckar.