Anne Marie Jehle

Geboren:
1937, Feldkirch, Austria
Gestorben:
2000, Vaduz, Liechtenstein
Nach dem Abschluss der Handelsschule und einiger Zeit der Berufstätigkeit als Sekretärin eröffnet sich Anne Marie Jehle der Weg in die Kunst durch ihr Interesse an der Bauernmalerei der Region ihres Geburtsorts Feldkirch (Vorarlberg). Als Künstlerin wird sie zu Lebzeiten von der Kunstgeschichte weitgehend ignoriert. Erst nach ihrem Tod 2000 werden ihre Arbeiten in größeren Einzelausstellungen präsentiert. Schon lange zuvor hat sie ihr künstlerisches Werk abgeschlossen, denn 1989 verlässt sie schlagartig ihr Wohn- und Atelierhaus im österreichischen Feldkirch und zieht für einige Jahre in die USA. Künstlerisch betätigt sie sich danach nicht mehr. In ihrem Haus in Feldkirch verbleiben alle Arbeiten, die ab Mitte der 1960er-Jahre entstanden sind. Das Haus muss als eine Art Gesamtkunstwerk betrachtet werden. Es bildet heute den Grundstock ihres künstlerischen Nachlasses. Trotz der Abgeschiedenheit ihres Ateliers in Feldkirch baut Jehle in den 1970er- und 1980er-Jahren Kontakte zur avantgardistischen Kunstszene auf, so etwa zur Neo-Dada- bzw. Fluxus-Bewegung. Inhaltlich lässt sich ihre Kunst vor allem der feministischen Avantgarde zuordnen. In ihren Arbeiten thematisiert sie Rollenbilder sowie gesellschaftliche Normen und Hierarchien zwischen den Geschlechtern. Darüber hinaus zieht sich der Bezug zur Vorarlberger Heimat wie ein roter Faden durch ihr Werk. Ein wichtiges Medium sind Worte, die oft lautmalerisch eingesetzt werden. Nach ihrem Tod übernimmt die Anne Marie Jehle-Stiftung die Vermittlung und Instandhaltung des nur wenig erschlossenen Werks. Wichtige Arbeiten werden 2022 dem Kunstmuseum Stuttgart geschenkt.