Dass Künstler:innen ihr Werk niemals ganz unabhängig von den vorherrschenden Moden und Stilen der jeweiligen Zeit schaffen können, ist ein Gemeinplatz. Umso mehr muss dies für einen in der Werbebranche tätigen Gestalter gelten, dessen Arbeiten auf die Vereinnahmung des Publikums zielen. Zwangsläufig knüpft er an die in den Medien und im Alltag begegnenden Bildformeln an. So tritt die typische Formensprache der 1950er-Jahre unverkennbar in den Bildfindungen Anton Stankowskis aus dieser Zeit zum Vorschein. In »Zwillingsformen« von 1959 etwa begegnen ein organisch anmutendes, sich wie ein Geflecht ausbreitendes Netzgebilde und eine leicht gedimmte Palette von Buntfarben, wie sie in jenen Jahren im Design von Stoffen und in Möbeldekors durchaus sehr ähnlich anzutreffen waren. Und doch entzieht sich Stankowskis Komposition dem Eindruck von Beliebigkeit und Standardisierung. Jede Einzelform, die asymmetrische Verteilung der Massen und ebenso die farblichen Akzentuierungen verraten die Handschrift eines Künstlers. Es handelt sich bis ins Detail um bewusste Setzungen, die im Mit- wie Gegeneinander das Auge nicht zur Ruhe kommen lassen, es fortwährend herausfordern, sodass der Prozess der Bildbetrachtung sich nie erschöpft.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-181
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung