Quetschungen, Schnitte und körperliche Durchdringung sind die Bildmotive, die die Werkgruppe »Verletzungen« von Lambert Maria Wintersberger bestimmen. Dabei verzichtet Wintersberger auf Darstellungen von blutiger Gewalt, stattdessen stellt er isolierte und abgetrennte Körperteile in klinischer Präzision und kühlen Farben dar. Es geht um die Vergrößerung von vermeintlich kleinen oder unscheinbaren Verwundungen, die durch das Format an symbolischer Tiefe gewinnen.
Wintersberger inszeniert den Blick auf einen herangezoomten Akt der Verletzung, der unweigerlich Gedanken an Schmerzen weckt. Als eines der sensibelsten Tastorgane wird der Finger zur zentralen Körperregion, mit dessen Verwundung sich Wintersberger in der Werkgruppe »Verletzungen« konkret auf den politischen Zeitgeist der 1960er-Jahre mit den gesellschaftlichen Unruhen in der Nachkriegszeit bezieht. Da jedoch nichts in ihnen unmittelbar auf diesen Bezug verweist, lassen sich die Arbeiten generell und zeitungebunden auf jegliche Art von kleinen Konflikten übertragen, die zu großen Unruhen führen können.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2858
- Material / Technik: Acryl auf Nessel
- Creditline: Schenkung Dr. Rolf H. Krauss