Einmal nach den Vorlieben bei seiner Arbeit gefragt, antwortete Anton Stankowski : »Erfinden! Neue, mir noch nicht geläufige Kombinationen, Formen und Vorgänge darstellen. Vorgänge, die man nicht abbilden kann …«. Er benennt hier als maßgeblichen Antrieb das Bestreben, unanschaulichen Dingen und abstrakten Prozessen Sichtbarkeit zu verleihen, sodass sie für die Betrachter:innen sinnlich fassbar werden. Das Phänomen der Zeit, dem Stankowski sich in diesem Gemälde widmet, ist fraglos ein solches abstraktes Konzept. Der Künstler selbst hat mit Blick auf diese Komposition angemerkt, dass der weiße Streifen die Gegenwart veranschauliche. Strahlend hell und höchst schmal, entzieht er sich nahezu unserem Zugriff – ganz in Entsprechung zu unserer Wahrnehmung von der Momenthaftigkeit und Flüchtigkeit des »Jetzt«. Das untere Bilddrittel repräsentiert die Vergangenheit und das obere Kompartiment die Zukunft. Die von Grau zu Schwarz sich zusehends verdunkelnde Zone ganz oben im Bild scheint nach Art der traditionellen Farbsymbolik die Endlichkeit des Lebens zu versinnbildlichen. Doch über seinen gedanklichen Inhalt hinaus bietet das Thema Stankowski auch die Gelegenheit zu formalen Erkundungen: Er nimmt es zum Anlass, um einmal mehr die gestalterischen Möglichkeiten von Farben und Formen – insbesondere der Diagonalen – auszuloten.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-213
- Material / Technik: Acryl auf Hartfaserplatte (?)
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung