Der Körper einer Schwarzen Frau, die übergroße Ohrringe trägt, ist absurd verdreht. Ihr Mund ist weit aufgerissenen Mund. Die übergroßen Gesäßbacken sind nach vorne ausgerichtet; eine Flüssigkeit – vielleicht Blut – rinnt von ihnen herab. Der linke Arm der Frau ist über dem Kopf ausgestreckt, als würde sie versuchen, sich zu befreien; der rechte weist hinter ihrem Rücken ungewöhnlich weit in die entgegengesetzte Richtung. In der Mitte wird ihr Körper fest von einem Arm oder Bein in Weißer Hautfarbe umfasst. Im Gewirr der Gliedmaßen sind weitere Beine verschiedener Hautfarben zu erkennen.
Gewalt, Missbrauch und Gefangenschaft, denen Schwarze Sklav:innen vor dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) hilflos ausgeliefert waren, sind ein wiederkehrendes Thema in Kara Walkers Kunst. Dass die hier gezeigte Frau eine gewisse Ähnlichkeit zu Walker besitzt, macht die Darstellung besonders brisant und verweist auf ihre persönlichen Erfahrungen als weibliche Schwarze mit bis heute bestehenden Klischees in Bezug auf die Abstammung und das Geschlecht einer Person in den USA. In ihren Werken geht sie unter anderem Fragen einer durch kulturelle Muster festgeschriebenen Identität und dem aus ihrer Sicht noch immer fehlenden Selbstverständnis Schwarzer Menschen nach.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-063
- Material / Technik: Grafitstift und Kohle auf Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart