Das zentrale Thema dieses Bildes ist der Liebesakt einer noch jungen Frau mit einem müden Greis. Sie sitzt nackt auf seinem Schoß und bietet ihm ihren Körper dar. Ihre weit geöffneten, erwartungsvollen Augen, ihr leicht geöffneter Mund und die um ihr Gesicht wild wehenden, blonden Haare bringen ihre Lebenskraft, aber auch eine leichte Distanziertheit zur Situation zum Ausdruck. Auf der verzweifelten Suche nach menschlicher Nähe krallt sich der alte Mann mit den knöchrigen Fingern seiner geäderten Hände an ihrem Rücken und ihrem Gesäß fest. Das Motiv wird in der unteren Bildhälfte wiederholt: Hier stehen ihre vollen, fleischigen Waden neben seinen dürren, von Adern durchzogenen Beinen. In der Oberflächenzeichnung von Körpern und Textilien nähert sich Otto Dix spätmittelalterlichen Maltechniken an.
Im Liebesakt des »Ungleichen Liebespaares« treffen das Leben, verkörpert von der Vitalität der Frau, und der Tod, in Form der Ausgezehrtheit des Alten, unmittelbar aufeinander. Sie sind die treibenden Kräfte der menschlichen Existenz. Dix zieht aus ihrem Zusammenwirken eine melancholische Stimmung. Sie wird gesteigert durch den kargen Raum der Szene. Durch das geöffnete Fenster fällt der Blick auf die moderne Stadt, die gleich außerhalb des Raumes liegt. Doch gleichzeitig scheint diese im rötlich-blauen Dunst unendlich weit entfernt.
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-038
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Leihgabe des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg