Bernd und Hilla Becher prägen als Künstlerpaar die deutsche und internationale Fotoszene zum einen durch ihr Werk, das in der Tradition der Neuen Sachlichkeit der 1920er-Jahre steht und Kunst und Dokumentation vereint, zum anderen durch ihre Lehrtätigkeit an der Düsseldorfer Kunstakademie, aus der sich die weltweit renommierte Becher-Schule entwickelt. Über Jahrzehnte hinweg bauen sie ein fotografisches Archiv auf, das sich konsequent der Dokumentation europäischer und nordamerikanischer Industriearchitektur widmet. Ihre Aufnahmen von Fördertürmen, Gasbehältern, Kieswerken, Kohlebunkern sowie Kalk- oder Hochöfen sind präzise, nüchtern und nach demselben Prinzip gestaltet: Das Gebäude befindet sich stets isoliert in der Bildmitte in einem gleichmäßigen Licht und ohne effektvolle Schlagschatten. Weder das Objekt noch seine menschenleere Umgebung bieten einen erzählerischen Moment. Die kühle, distanzierte Qualität der Aufnahmen wird durch das Fehlen von Farbe, den Einsatz gängiger Formate – meist 30 cm × 40 cm oder 50 cm × 60 cm – und eine zurückhaltende Rahmung verstärkt. Die zu Abfolgen aus 9, 12, 15 oder mehr Aufnahmen angeordneten »Typologien« regen ein vergleichendes Sehen an. Erst in der Zusammenführung wird erkennbar, was das Typische und das Besondere am einzelnen Gegenstand ist.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2001-021a
- Material / Technik: Schwarzweiss-Fotografie
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart