Die Sprache ist an sich abstrakt, ihre Bedeutung gründet in Vereinbarungen, auf die sich eine große oder auch kleinere Gemeinschaft von Menschen verständigt hat. Anders das gegenständliche Bild: Es basiert auf der sichtbaren Ähnlichkeit zwischen ihm und dem realen Objekt, das es abbildet. Anton Stankowski interessiert sich für die bildhaften Qualitäten von Sprache. Indem er hier das Wort »Quirl« in Vervielfältigung zu einer rotierenden Form arrangiert, wird es selbst zum Bild, das über den abstrakten Gehalt hinaus seinen Gegenstand unmittelbar anschaulich macht. Aber darin erschöpfen sich die Bildeigenschaften des Wortes noch nicht: Da wir uns der eingeübten Leserichtung von links nach rechts nicht entziehen können, treten wir ein in einen potenziell endlosen Prozess der sich wiederholenden Lektüre des Wortes »Quirl«. Das Auge folgt dem Wort von Innen nach Außen, es sucht Halt am eröffnenden Buchstaben Q, gleitet die weiteren Buchstaben entlang und wird aus dem Kreis nach außen geschleudert. Von dort fällt der Blick jedoch rasch auf den nächsten Wort-Flügel. Das vermeintlich nüchterne Wort »Quirl« wird so zum Wort-Bild, das über die visuellen Mittel verfügt, eine nicht enden wollende Rotationsbewegung auszulösen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-253
- Material / Technik: Collage aus Fotografie auf Papier mit Konstruktionszeichnung
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung
