Anton Stankowski steht in enger Verbindung zur sogenannten »Stuttgarter Schule« – ein Kreis von Wissenschaftler:innen, Schriftsteller:innen und Künstler:innen um den Philosophieprofessor Max Bense, die seit Ende der 1950er-Jahre die Funktionen und Einsatzmöglichkeiten der Sprache unter informationstheoretischen Gesichtspunkten zu ergründen suchen. Poeten wie Reinhard Döhl oder Franz Mon übertragen die ästhetischen Erkenntnisse in ihre Bildgedichte. Stankowskis höchst reduzierte »Typo-Collage« reiht sich nahtlos in diese Form der konkreten Poesie ein: Ein eigentlich abstraktes Wort, »Pyramide«, erlangt durch das Arrangement der Buchstaben bildliche Anschaulichkeit. Das Wesentliche einer pyramidalen Gestalt, die Dreiecksform, wird im Wortbild optisch fassbar. Doch ereignet sich zugleich ein gegenläufiger Prozess: Das Wort selbst zerbricht durch die dreigliedrige Aufteilung, es entstehen neue Wörter, »yra« und »mide«, die – noch – keine etablierte Bedeutung haben. Darüber ragt das isolierte P in die Höhe; es mag uns an das im Straßenbild allgegenwärtige Schild erinnern, das einen öffentlichen Parkplatz ausweist. Vielleicht lässt es aber auch an eine Fahne denken, die zum Zeichen des Triumphs über dem Wort-Gebäude gehisst wurde.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-255
- Material / Technik: Collage mit gedruckten Buchstaben auf Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung