Two Figures

Walter Stöhrers Bilder leben von der ausdrucksstarken Geste seines Pinsels. Große Farbflächen liegen neben- und übereinander, kräftige Linien wechseln sich mit intensiven Farbbahnen ab. Bei genauer Betrachtung offenbaren sich in den abstrakten Kraftffeldern häufig Gestalten und Gesichter. So scheint auch die weiße Linie in »Two Figures« eine Figur zu umschreiben, der am rechten oberen Bildrand eine weitere Figur mit schwarzen Augen und roter Konturierung antwortet. Ob die schwarzen Farbbahnen zu diesen Augen gehören und als Körper zu lesen sind und inwieweit die beiden Figuren miteinander agieren, bleibt offen. Stöhrers Bilder leben von der Einladung an die Betrachter:innen, das Dargestellte weiterzudenken.
Walter Stöhrer gehört zusammen mit Dieter Krieg und Horst Antes zum Kreis der Schüler:innen von HAP Grieshaber an der Karlsruher Kunstakademie. Angeregt durch den Lehrer finden alle drei zur gegenständlichen Malerei, die in den 1950er-Jahren zunächst nicht als Teil der Avantgarde erscheint, da die Abstraktion bestimmend ist. Walter Stöhrer lotet jedoch genau diese Pole aus. Häufig beginnt er seine Arbeiten mit auf die Leinwand geschriebenen Zitaten oder greift in Bildtiteln literarische Werke auf. Auch Zeitungsausschnitte und Fotografien können integriert werden. Eine wichtige Inspirationsquelle für seine Malpraxis ist zudem die sogenannte Écriture automatique der Surrealisten, bei der die Maler:innen versuchen, ihre Gefühle und Gedanken unmittelbar auf der Leinwand zu fixieren. Und so strebt auch Walter Stöhrer danach, seine Sicht auf die Realität emotional und ausdrucksstark umzusetzen. Hierfür bedient er sich gleichermaßen sowohl der abstrakten als auch der figürlichen Malweise. »Ich bin kein abstrakter, ich bin kein figurativer Maler«, stellt er hierzu fest.