Auf dem »Tori« aus dem Jahr 1938 scheinen klar umrissene bogenartige Flächen in Schwarz und den Grundfarben Rot, Blau und Gelb auf der Leinwand zu schweben. In Baumeisters Tagebuch findet sich im Februar dieses Jahres eine kleine Skizze, zu der der Künstler vermerkt: »[…] genannt Tori-Bilder, da sie an die japanische Holztorform erinnern.«
Der japanische Begriff »Torii« bezeichnet den geschwungenen Bogen über dem Eingang zu einem Shinto-Schrein. Da sich Baumeister bereits seit den späten 1920er-Jahren mit außereuropäischen Kulturen – darunter auch der japanischen – beschäftigt, ist es nicht weiter überraschend, dass auch sie eine Quelle seiner Inspiration sind.
1938 schneidet und druckt der 20 Jahre jüngere Künstler und Holzdrucker HAP Grieshaber das Tori-Motiv nach einem ebenfalls »Tori« benannten Gemälde aus demselben Jahr. Für Grieshaber hat Baumeister als nicht gegenständlich arbeitender Künstler im Dritten Reich eine wichtige Vorbildfunktion. Deshalb versieht er den Tori-Holzschnitt voller Bewunderung mit der Widmung »W. B. dem Gesetzgeber in gesetzloser Zeit von seinem Drucker HAP Grieshaber«.
Werkdaten
- Inventarnummer: SpB-167
- Material / Technik: Holzschnitt auf Papier
- Creditline: Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart