
Um ein Vielfaches vergrößert und per Siebdruck auf eine Aluminiumplatte übertragen, zeigt Joseph Kosuth ein Fundstück aus einem Wörterbuch. Der Text vermittelt zwischen dem Englischen und dem Hawaiianischen. Ausgangspunkt ist das Wort »mean«, das als Verb, Adjektiv oder Substantiv eine unterschiedliche Bedeutung hat.
Kosuth ist ein wichtiger Vertreter der amerikanischen Konzeptkunst. Sprachlich begründete Prozesse treten an die Stelle traditioneller, form- und inhaltsbestimmter Kunst. Kosuth zeigt hier die Komplexität des Übersetzens: Das Adjektiv »mean« wird zunächst direkt mit »mākonā« und darauf eher indirekt mit »kāwa’e« übersetzt. Letzteres meint so etwas wie »ärgerlich«. Das Substantiv »average« wird recht direkt mit »waena«, also »die Mitte« übersetzt. Das Verb in seiner Verwendung als »signify« lässt sich dagegen eher indirekt in das Substantiv »mana’o« – »der Gedanke« oder »die Meinung« übertragen. Von besonderem Interesse sind die Übersetzungen des englischen »malevolent« zu »ōpū-ke’emoa« – »der Bauch des Fisches« – und »mākō« – »der Hai«. Diese weiten den Bedeutungshorizont. In der Präsentation mehrerer Arbeiten aus dieser Serie zeigt Kosuth, wie stark Bedeutungshorizonte in den kulturell spezifischen Kontexten der gesprochenen Sprache variieren können.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2904
- Material / Technik: Serigrafie auf Aluminium
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart