Die »Tafel 0 der konstruktiven Übung« von Wilhelm Müller gehört zu einer Werkgruppe, die ab 1965 entsteht. In den »Konstruktiven Übungen« erprobt er die Möglichkeiten der Halbierung einer querrechteckigen Fläche. Zunächst auf Papier begonnen, übertrug er diese Studien auf die »Farbflächentafeln«, die er mehrfarbig oder weiß ab 1968 auch in Alusil, einer Aluminium-Silizium-Legierung, ausführte. Das Werk zeigt den ersten Zustand der konstruktiven Übung, die neutrale, ungeteilte Fläche. Aus diesem systematischen Ansatz heraus entwickelte Müller eine Form der monochromen Malerei, die auf die Wirkung des Materials ausgerichtet ist. Die stark strukturierte Oberfläche lässt darunterliegende Materialschichten erahnen: Unter der metallisch glänzenden Decke drücken sich Sandkörner ab, und an den Bildkanten ist eine dicke rote Farbschicht sichtbar.
Die größte Konstante von Müllers Arbeit besteht wohl darin, sich stilistisch nicht festzulegen. Arbeiten mit geometrischen Elementen stehen Bildern gegenüber, die aufgrund ihres gestischen Ausdrucks in der Nähe des Informel zu verorten sind. Bei Müller bedeutet dieser Wechsel jedoch keine Unentschlossenheit, sondern er zeigt vielmehr die generelle Offenheit, mit der er sich seiner Umgebung nähert.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2009-032
- Material / Technik: Sand und Lack auf Hartfaser
- Creditline: Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart