
Mit dem Titel »Symphonische Komposition« bringt Ida Kerkovius zum Ausdruck, dass Musik und Malerei auf vergleichbaren Gestaltungsregeln beruhen: Wie eine Symphonie aus mehreren Sätzen unterschiedlicher Geschwindigkeit, Tonarten und thematischer Variationen besteht, so entsteht auch in der Malerei ein Motiv mit verschiedensten Farben, Formen und Gestaltungsmöglichkeiten. In ihrem Wandteppich hat Kerkovius starkfarbige dicht an dicht aneinandergrenzende große und kleine, ein- und mehrfarbige oder in sich gemusterte Flächen gewählt, über die farblich hervortretend Linien fließen. Durch den Kontrast von warmen und kalten Farben, großen und kleinen Formen, Ruhe und Bewegung wird jedes einzelne Bildelement in seiner besonderen Eigenschaft zur Geltung gebracht. Gleichzeitig ergänzen sich alle Teile zu einem großen Ganzen, innerhalb dessen alles miteinander in Verbindung steht. Um dem Motiv eine lebendige, reliefartige Struktur zu verleihen, hat Kerkovius weitere Garnschichten aufgestickt. Die Einheit in der Vielfalt betont sie durch eine Umrahmung aus goldenem, silbernem und rotem Garn.
Als ehemalige Meisterschülerin und Assistentin von Adolf Hölzel orientiert sich Ida Kerkovius auch im Bereich ihrer Teppichwebkunst, die sie ab 1920 im Alter von 41 Jahren am Bauhaus erlernt, bildmotivisch an Hölzels Kompositions- und Farbenlehre. Dazu zählen die flächig-geometrisierende Vereinfachung figürlicher und gegenständlicher Motive, der Einsatz von Farbkontrasten, die auf dem Farbkreis beruhen, und die Anschauung, dass die Prinzipien der musikalischen Harmonielehre auf die Malerei übertragbar sind.
Werkdaten
- Inventarnummer: V-0037
- Material / Technik: Handgefertigter Teppich
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart