Die Gewaltszene ist verstörend: In seiner Radierung zeigt Otto Dix den gewaltsamen Übergriff eines Soldaten auf eine Nonne. Der Soldat ist von hinten dargestellt, sein Gesicht bleibt verborgen. Mit seinen Händen zwingt er die Beine der Nonne auseinander. Sie wehrt sich kraftvoll und stößt den Mann mit beiden Armen zurück. Ihr Kopf ist nach hinten geworfen. Ihr Gesicht sehen wir, doch zeigt es keinerlei individuelle Züge, nur blankes Entsetzen. Der Hintergrund bleibt vage, nur schemenhaft sind architektonische Strukturen erkennbar, zwischen denen auch Menschen stehen könnten. Ein Kreuz verweist auf religiösen Glauben.
Das Bild ist dunkel gehalten, wobei lediglich der weiße Schleier der Nonne und ihre helle Haut kontrastierend hervortreten. Der gezielte Einsatz von Licht und Schatten verstärkt den Konflikt zwischen beiden Figuren: Der Soldat steht für Brutalität und sexualisierte Gewalt, während die Nonne Reinheit und Widerstand symbolisiert. Dix zeigt die Szene aus der Perspektive des Soldaten und bedient damit den voyeuristischen Blick. Unweigerlich werden wir in die Position der Mitwissenden, zugleich aber auch in eine Position der Ohnmacht versetzt.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2005-033
- Material / Technik: Radierung und Aquatinta auf Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart