»Segments et ses 2 Bout« beruht auf einer Skizze von 1981. Wie alle Zeichnungen ist auch diese in einem von Vera Molnárs unveröffentlichten »Journaux intimes«, dem gewissermaßen »intimen Tagebuch« hinterlegt. Die kleinformatige Skizze wird zunächst auf 80 x 80 cm vergrößert. Mit einem Laser wird eine Schablone geschnitten, welche die Binnenform, also die hier schwarzen Formen, frei lässt. Der Leerraum wird schließlich von Hand mit Acrylfarbe ausgefüllt.
Beide Tafeln sind motivisch aufeinander bezogen. Die linke Seite zeigt unterschiedlich lange querovale Formen, die ein Geflecht erzeugen. Die Bildmitte bildet ein Quadrat aus kürzeren Segmenten. Denkt man sich die Enden jedes dieser Segmente als Punkte, erklärt sich die Struktur auf der rechten Tafel. Technisch-medial changiert das Diptychon zwischen Malerei und Zeichnung.
Für Molnar ist Kunst nicht an den Begriff des Originals geknüpft. Der Einsatz technischer Mittel bei der Umsetzung von Bildideen ist für sie legitim, weil er ihr gestattet, sich von Gesehenem und kulturell Erlebten frei zu machen. Letztlich zielen ihre Bildlösungen darauf ab, Wahrnehmungsprozesse in Gang zu setzen. Indem die Betrachter:innen das methodische Vorgehen im Bild analysieren, vollziehen sie nach, was Molnar ihnen anbietet: eine Anleitung zum Sehen und Wahrnehmen der kleinsten Differenz.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-011
- Material / Technik: Acryl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart