Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens spielen Fotografien eine zentrale Rolle für Wolfgang Laib. Auf Reisen etwa nach Indien, Japan, Ägypten, Myanmar oder in die Türkei dokumentiert er Landschaften, Skulpturen und Bauwerke. Seine Eindrücke hält er in zentral ausgerichteten Schwarzweißfotografien fest. Dabei nimmt er einen nüchternen, beobachtenden Blick ein und tritt als Künstler zurück. In den Fokus rücken stattdessen bestimmte geometrische Grundformen wie Bögen, Treppen, Recht- oder Dreiecke. Die Fotografie »Schrein bei Athoor, Tamil Nadu, Indien« zeigt einen kleinen hellen Stein, der auf einem Felsen inmitten eines Feldes platziert wurde. Der Titel weist darauf hin, dass es sich um einen sakralen Ort handelt. Diese spielen im Werk von Laib eine besondere Rolle: Er interessiert sich für Orte, an denen sich der Glaube an eine Dimension manifestiert, die über das irdische Leben hinausweist. Oft erst Jahre später finden Formen und Motive aus Laibs Reisefotografien, in abgewandelter oder reduzierter Variation, Einzug in seine skulpturalen Werke. Dadurch lassen sich zahlreiche Bezüge zwischen den Fotografien und unterschiedlichen Werkgruppen des Künstlers herstellen. »Schrein bei Athoor, Tamil Nadu, Indien« erinnert an die »Reisberge«, die Laib als temporäre Plastiken mitunter direkt in der Natur aufschüttet.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2024-001
- Material / Technik: Silbergelatine auf Barytpapier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart