Anfang der 1990er-Jahre entsteht parallel zu einer Gruppe von Flechtarbeiten das Werk »Schlagschnur auf Leinwand Nr. 2«. Eine Gitterstruktur ist auf einem mannshohen bunten Millimeterpapier und in flirrend pastelligen Farbtönen ausgeführt. Ihre Regelmäßigkeit aus orthogonalen und diagonalen Linien erweist sich schnell als exaktes, jedoch in unregelmäßigem Rhythmus gesetztes Raster aus Rot, Blau, Gelb und Grün. Das Liniengefüge ist mit der Schlagschnur gezogen. Wie so häufig bedient sich Beat Zoderer auch hier einer Technik aus dem Bereich Architektur und Bauen. Sie ermöglicht eine berührungsfreie Markierung über große Spannweiten und kam lange im Straßenbau zum Einsatz. Der Farbauftrag geschieht durch Spannen, Hochziehen und Niederschnellen einer mit Farbpigment bestäubten Schnur auf die liegende Leinwand.
Das Werk Beat Zoderers entsteht im Kontext der Konkreten Kunst. Mit Ironie und dem Einsatz kunstfremder Materialien und Methoden gelingt es ihm, diese Kunstrichtung zu hinterfragen und zu ergründen. Er entwickelt seine Bilder aus alltäglichen Techniken und Materialien – vornehmlich aus dem Bürobedarf. Wollfäden, Klarsichthüllen oder Klebebänder werden in einer bestimmten mathematischen Konstellation zueinander angeordnet.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2009-177
- Material / Technik: Tempera, Pigmente auf textilem Bildträger
- Creditline: Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart