Ein alter Mann in sonntäglicher Tracht vor karger Landschaft mit hohem Himmel – der Bildtitel gibt Auskunft über den Beruf und den Ort: ein Schäfer auf der Schwäbischen Alb. Das Gemälde ist sowohl individuelles Porträt als auch »Stammesporträt«: Es stellt das Bildnis eines Mannes aus einer bestimmten deutschen Landschaft dar. In ihr, so die Botschaft, sei der Schäfer verwurzelt, sie habe ihn geprägt. Der Alte ist ein Stellvertreter der Landschaft.
Hermann Tiebert ist ein Künstler der Neuen Sachlichkeit. Er studiert erst an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und ab 1914 an der Kunstakademie Karlsruhe. Im Verlauf des Nationalsozialismus spezialisiert er sich auf Porträts der deutschen Landbevölkerung in Tracht. Seinen Stil entwickelt er stetig weiter, sodass seine Bilder sowohl stilistisch als auch inhaltlich stets den neuen Anforderungen entsprechen. Ihnen liegen die Anschauungen der nationalsozialistischen Rassenideologie zugrunde. In der für Tiebert typischen Darstellung von Rasse und Tradition stehen sie symbolisch für das »bodenständige Volk«, das vor allem auf dem Land unverfälscht und »reinrassig« sei.
Die Stadt Stuttgart erwirbt das für diese Werkphase des Malers repräsentative Gemälde 1936.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-0369
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1936 Hermann Tiebert ; 1936, 17.4. Städtische Galerie (Kunstmuseum Stuttgart)