In Anton Stankowskis Gemälden aus der Serie »Rebenschnitt blau« treten eine dunkelblaue und eine schwarze Bildhälfte in Dialog miteinander. Vergleichbares kennt man aus der Entstehungszeit des Werkes etwa von der amerikanischen Farbfeldmalerei eines Barnett Newman oder hierzulande von Blinky Palermos »Stoffbildern«. Seinen tieferen formalen Sinn gibt das Gemälde aber erst in der Zusammenschau mit den weiteren vier ihm zugehörigen »Reihenbildern« preis. Die strenge Zweiteilung des Ausgangsbilds erfährt von Komposition zu Komposition eine immer weiter fortschreitende Zergliederung, bis sich die schwarzen und blauen Miniaturquadrate zuletzt zu einer Art Labyrinth fügen. Bei diesem Prozess – Stankowski würde von »Progression« sprechen – rücken von Station zu Station immer wieder andere Qualitäten und Potenziale der Quadratform in den Fokus. Dabei variieren mengenmäßig die Anteile der beiden Farben, mal überwiegt das Blau, mal das Schwarz, bis das Verhältnis im letzten Bild wieder (nahezu) ausgeglichen ist . So leitet dieses Werk trotz aller Unterschiedlichkeit wieder zurück zum Auftaktbild: Die Progression endet nicht, sondern mündet in eine Kreislaufbewegung.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-238b
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung