Die obere Hälfte des großformatigen Gemäldes zeigt den titelgebenden Punk in der Hocke vor einer Graffitiwand. Das visuelle Klischee wird mit rotem Irokesenschnitt, gepiercten Ohren und Tätowierungen auf Brust und Arm hervorgerufen. Auch die mit Buttons besetzte Lederjacke, ein Shirt mit Totenköpfen, Nietenarmbänder, eine rot karierte, geflickte Hose und gelbe Schuhe tragen dazu bei. Der Mann ist in präziser Ölmalerei angelegt. Die Details sind scharf und klar, was seiner Figur eine monumentale Präsenz verleiht und den Eindruck von Selbstbewusstsein und Stabilität verstärkt. Vor ihm liegt ein Hund, dessen bis an den unteren Bildrand langgestreckter Körper wie das Gesicht des Mannes gänzlich in lila-gelbe Farbe getaucht ist.
Der ernste Blick des Punks folgt einer links aus dem Bild schreitenden Frau. Ihr lächelnder Blick ist unbeirrt geradeaus gerichtet. Sie ist nicht nur gemalt, sondern enthält in ihrer Darstellung auch Collage-Elemente. Hier sind also Materialien aus anderen Kontexten auf die Leinwand aufgebracht. Trotz reduzierter Gestaltung ist sie als modisch gezeichnet. Ihre Unvollständigkeit lässt sie leer und unwirklich erscheinen. Die Umkehrung der Darstellungsweise – der Punk als klassische, detaillierte Ölmalerei und die scheinbar geordnete Frau als zerrissene Collage – stellt die Konventionen von Ordnung und Chaos in Frage und regt zum Nachdenken über gesellschaftliche Normen an. Die Perspektive schräg von oben rechts sorgt dafür, dass wir uns dem Beobachten der Szene nicht entziehen können. Das Bildthema des Punks beschäftigt den Künstler offenbar länger, schon 2019 gab es ein gleichnamiges Gemälde.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-059
- Material / Technik: Öl und Collage (Mylar) auf Linoleum auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart