Portrait Henri Guilbeaux

Größe93,4 x 64,5 cm

Rudolf Schlichter malt Porträts selten im Auftrag. Meist hält er Personen aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis oder Menschen, die ihm interessant erscheinen, auf der Leinwand fest.
Über die genauen Umstände der Entstehung des Gemäldes »Portrait Henri Guilbeaux« ist nichts bekannt. Vermutlich kommt der Dargestellte aus Schlichters Umfeld. Henri Guilbeaux, ein französischer Journalist und Schriftsteller, verkehrt in den 1920er-Jahren in den intellektuellen Kreisen Berlins. Seine Anthologie zeitgenössischer deutscher Lyrik findet große Beachtung. Während des Krieges hält er sich in der Schweiz auf, wo er die pazifistische Zeitschrift Demain herausgibt und für die deutsch-französische Aussöhnung eintritt. Später engagiert er sich als Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs für den Frieden in Europa.
Rudolf Schlichter setzt Guilbeaux fast formatfüllend vor dunklem Hintergrund ins Bild. Dessen diagonale Sitzhaltung und der seitliche Blick schaffen zwar etwas Distanz, trotzdem trifft uns sein intensiver Blick direkt. Das markant modellierte Gesicht verrät den umtriebigen, sicherlich auch für manchen unangenehmen Journalisten, die feingliedrige Hand wiederum offenbart den schreibenden Intellektuellen.
1930 erwirbt die Berliner Nationalgalerie das Gemälde. Doch im April 1933, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, bittet der damalige Galeriedirektor Ludwig Justi Schlichter um den Austausch des Werkes, das nicht mehr in das Sammlungskonzept der neuen Regierung passt. Dadurch bewahrt er es vor seiner Beschlagnahmung. Es gelangt nach dem Tod des Malers und seiner Ehefrau in den Kunsthandel. 1986 erwirbt die Stadt Stuttgart das Bild für ihre Kunstsammlung.

Werkdaten
Inventarnummer: O-2722
Material / Technik: Öl auf Leinwand
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz

1928/29–1930 Rudolf Schlichter; 1930–1933 Nationalgalerie Berlin, Kronprinzenpalais; 1933–o.D. Rudolf Schlichter; o.D.–o.D. Schlichters Ehefrau Elfriede Elisabeth Koehler, genannt Speedy (1902-1975)?; o.D.–vielleicht frühe 1980er Jahre Galleria del Levante; o.D.–ca. 1984 Galerie Michael Hasenclever, München; 1986 Viola Roehr- v. Alvensleben, Galerie Alvensleben, München; 1986, 28.7. Kunstmuseum (Städtische Galerie) Stuttgart

Lizenzhinweis
© Galerie Alvensleben / Foto: Kunstmuseum Stuttgart
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