Das Medium Zeichnung spielt im Werk von Wolfgang Laib von Beginn an eine bedeutende Rolle. Besonders in den Formen eröffnen sich zahlreiche Bezüge zu den unterschiedlichen Werkgruppen des Künstlers. »Passageway« erinnert beispielsweise an seine »Schiffe« und »Zikkurats«. Dafür hat Laib sich von historischen Tempelarchitekturen in Mesopotamien inspirieren lassen.
Die Motive werden mit weißer Ölkreide mittig auf einem hauchdünnen Papier aufgetragen, das aus Myanmar stammt. Die Zikkurat, also die treppenartige Form, und das Schiff sind die einzigen Elemente des Werks. Sie scheinen auf dem Blatt zu schweben. Durch die Anordnung spielt Laib mit den Größenordnungen: Nur im Kunstwerk können beide Formen als gleich groß wirken. Wie im skulpturalen Werk reduziert der Künstler sie aufs Wesentliche.
Schiffsmotiv und Werktitel erinnern an eine Überfahrt auf den Gewässern des Himmels oder der Unterwelt am Ende des irdischen Lebens. Ein solches Bild ist in vielen Kulturen präsent. Damit wird ein zentraler Aspekt in Laibs Weltanschauung deutlich: Das Leben des Menschen ist als eine Reise zu sehen. Sie folgt nicht allein einer individuellen linearen Entwicklung, sondern ist als Teil eines Kosmos zu verstehen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2024-005
- Material / Technik: Bleistift und Ölkreide auf burmesischem Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart