Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens spielen Fotografien eine zentrale Rolle für Wolfgang Laib. Auf Reisen etwa nach Indien, Japan, Ägypten, Myanmar oder in die Türkei dokumentiert er Landschaften, Skulpturen und Bauwerke. Seine Eindrücke hält er in zentral ausgerichteten Schwarzweißfotografien fest. Dabei nimmt er einen nüchternen, beobachtenden Blick ein und tritt als Künstler zurück. In den Fokus rücken stattdessen bestimmte geometrische Grundformen wie Bögen, Treppen, Recht- oder Dreiecke. In »Pagode bei Pyay, Myanmar« ist im Vordergrund eine mit weißen Streifen bemalte Treppe zu sehen. Sie führt auf eine runde Architektur mit verzierter Spitze zu. Ihre unregelmäßige und von Witterung gekennzeichnete Oberfläche tritt durch die Kontraste der Schwarzweißfotografie besonders hervor. Es handelt sich wohl um die Payagyi Pagode. Sie bildete im 5. Jahrhundert einen der vier Eckpunkte der historischen Stadt Thayaykhittaya im heutigen Myanmar. Die Fotografie veranschaulicht Laibs Faszination für sakrale und kultische Orte. Hier manifestiert sich Glaube an eine Dimension, die über das Irdische hinausweist. Oft erst Jahre später finden Formen und Motive aus Laibs Reisefotografien, in abgewandelter oder reduzierter Variation, Einzug in seine skulpturalen Werke. Dadurch lassen sich zahlreiche Bezüge zwischen den Fotografien und unterschiedlichen Werkgruppen des Künstlers herstellen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2024-002
- Material / Technik: Silbergelatine auf Barytpapier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart