Der tote Soldat war ursprünglich als strategischer Vorposten, auch »Sappenposten« genannt, in grabenartiger Stellung positioniert. Er sollte das Gebiet sichern und früh vor feindlichen Angriffen warnen. Jetzt verharrt sein Körper regungslos auf dem Posten. Er wird nur noch durch sein Gewehr, das ihn stützt, zusammengehalten. Seine Uniform ist zerfallen und sein Fleisch von Würmern zerfressen. Der verlassene Soldat ist zu einer Vogelscheuche verkommen. Er ist ein stummer Wächter im Niemandsland, all seiner Würde und seiner Aufgaben beraubt.
Otto Dix wird 1914 eingezogen und meldet sich 1915 freiwillig an die Front. Bis zu seiner Entlassung 1918 führt er ein detailliertes Kriegstagebuch und fertigt zahlreiche Zeichnungen an. Daraus entsteht der Radierzyklus »Der Krieg«. Er führt uns das Grauen in beklemmender Schärfe vor Augen. Dix zeigt den Krieg mit unerbittlicher Nüchternheit. Diese sachliche Direktheit macht seine Kriegsbilder so erschütternd. Nichts im Bild bietet die Möglichkeit, dem Anblick für einen Moment auszuweichen.
Werkdaten
- Inventarnummer: R-2307bh
- Material / Technik: Radierung auf Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart