Das Tuch mit weißer Schrift auf schwarzem Grund trägt einen Satz aus Robert Musils Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« (1930). Das Tuch wölbt sich leicht vor, da es ein an der Wand hängendes Bild verhüllt. Diese Arbeit war Teil einer Installation für die Documenta IX (1992), bei der Joseph Kosuth sämtliche Kunstwerke der Neuen Galerie in Kassel verhüllte. Jedes Tuch trug ein anderes, im kulturellen Gedächtnis verankertes Zitat.
Kosuth ist ein wichtiger Vertreter der amerikanischen Konzeptkunst. Sprachlich begründete Prozesse treten an die Stelle traditioneller, form- und inhaltsbestimmter Kunst. Das Textfragment zitiert Musils Protagonisten Ulrich: Er stellt sich dem Fortschritt mit der Vorstellung einer gegenwärtigen Welt entgegen, die gestaltbar ist, auch wenn sie aus der Rückschau und vom Fortschritt überboten bedeutungslos erscheinen mag. Wie Walter Benjamin die Leser:innen seines »Passagen-Werks« die Spuren eines vom Fortschritt überholten Paris des 19. Jahrhunderts auflesen lässt, lenkt Kosuth den Blick auf Spuren vergangener Gegenwarten, die in Kunst und Sprache fortleben. Diese treffen auf die aktuelle Gegenwart, deren Gestaltung ohne sie nicht denkbar wäre.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2975c
- Material / Technik: Weißer Siebdruck auf schwarzem Baumwollstoff
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart