Rolf Neschs Ölgemälde »Trüber Tag am Hafen« ist durch seine kräftigen Blautöne bestimmt. So scheint das Motiv ganz vom Element Wasser inspiriert zu sein. Die Farben sind mit einem dynamisch-bewegten Pinselstrich gesetzt. Hierdurch wird die dargestellte maritime Betriebsamkeit für die Betrachter:innen beinahe physisch spürbar. Unser Blick schweift, ähnlich wie der des an der Hafenbrüstung lehnenden Matrosen unten rechts im Bild, über ein Bootshaus hinweg zu einem auslaufenden Dampfschiff in die Ferne.
Mit diesem Werk porträtiert Nesch seine spätere Wahlheimat Hamburg kurz bevor er 1929 dorthin übersiedelt. Er lebt dort nur wenige Jahre. Diese sind für ihn in zweierlei Hinsicht prägend: Zum einen erwächst aus der Mitgliedschaft in der Künstlervereinigung Hamburger Sezession seine Verehrung des Künstlers Edvard Munch. Dessen Heimatland Norwegen wählt Nesch nach der Machtübernahme der Nazis 1933 bewusst als Zufluchtsort. Zum anderen entsteht die Grafikfolge »Hamburger Brücken«. Hierfür nutzt er erstmals gezielt das Verfahren des Metalldrucks, das er in seiner Dresdener Zeit zufällig entdeckt hat. Das expressive Gemälde »Trüber Tag am Hafen« kann als thematischer Vorläufer dieser Serie angesehen werden.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-1511
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart