Auf dem Kinderbildnis zeigt Otto Dix seine Tochter Nelly im Alter von sechs Jahren. Vor einer senfgelben Wand sitzt sie auf einem Hocker und hält eine Puppe im Arm, die fast so groß ist wie sie selbst. Nellys verträumter Blick schweift in die Ferne. Sie scheint ganz in sich zu ruhen. Die blond gelockte Puppe in ihrem orangenen Kleidchen hat Dix dagegen als recht bewegt dargestellt: Sie blickt aus großen runden Augen und mit halboffenem Mund – als würde sie sprechen oder singen – über Nelly hinweg. Auch ihre Hände wirken wie menschlich belebt. Doch macht schließlich die durch Rundungen abgesetzte Halspartie das Puppenhafte sichtbar. Hier zeigt sich, dass ihr Kopf in alle Richtungen drehbar ist. Nelly scheint ihr Spielzeug aber so innig zu lieben als wäre sie ein echter Mensch.
Immer wieder porträtiert Dix die eigenen Kinder. Die Bildnisse wirken stets friedlich und sorgenfrei. In ihrer Feinmalerei erzeugen sie den Eindruck einer heilen Welt. Die Idylle steht im Gegensatz zu Dix‘ oft gesellschaftskritischen Bildern der 1920er. Zeigt er dort Kinder, so wirken diese in ihrer Armut oder Verwahrlosung als Hauptleidtragenden der gesellschaftlichen Krisen in der Weimarer Republik.
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-044
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Sperrholz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Leihgabe Otto Dix Stiftung