
Das Arbeiten mit gefundenen, zumeist weniger wertvollen Materialien hat spätestens seit der Arte Povera, die sich in den 1960er-Jahren begründete, in der Kunst einen festen Platz. Lawrence Carroll steht in dieser Tradition. Als Malgrund des Werks »OHNE TITEL« nutzt er eine asymmetrische Holzplatte, die er in einem zeitaufwendigen Prozess immer wieder zerteilt, um sie neu zu bearbeiten. Auf der einfarbigen Oberfläche sind bei genauer Betrachtung Spuren und Einschlüsse zu erkennen. In einem langwierigen Prozess trägt Carroll unterschiedlichste Materialien auf, um sie im nächsten Schritt wieder abzutragen. Dabei kommen ganz unterschiedliche Werkstoffe zum Einsatz. Wiederkehrend benutzt er vor allem Wachs und Ölfarbe. Sein Bildträger gleicht damit einem Palimpsest. Dabei handelt es sich um eine beschriebene Seite eines Texts oder eine Schriftrolle, bei der die Schrift abgekratzt wurde, um die Seite oder Rolle wieder verwenden zu können. Es ist ein altes, traditionelles Verfahren, das bei Papyrus zum Einsatz kam. Jede Schicht, die aufgetragen wurde, hinterließ ihre Spuren und scheint mitunter noch heute durch die nachfolgende Schicht durch, ganz wie im Werk von Carroll. Auf diese Weise wird die Umarbeitung sichtbar und nachvollziehbar.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2001-011
- Material / Technik: Wachs und Ölfarbe auf Leinwand über Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart