Eine junge Frau steht etwas gedrängt in der Ecke eines Raumes, die Arme nah am Körper, der Blick gesenkt. Ihr offenes, lockiges Haar rahmt ihr Gesicht, während das Blau der Wände sich auf ihren erhellten Wangen wie auch in ihrem weißen Kleid spiegelt. Zwei starke Lichtquellen außerhalb des Bildes werfen große Schlagschatten. Sie ballen sich um die Frau und verstärken ihre Präsenz. Ein abknickendes Geländer an der braunen Wandpartie deutet auf eine Treppe hin, erinnert zugleich aber an eine Ballettstange. Das Blau erscheint dabei wie ein Spiegel, die Schatten wie Spiegelbilder – ein Spiel aus Raum, Licht und Reflexion, das die Szene in eine stille, fast traumhafte Atmosphäre taucht. Die Untersicht macht dabei Voyeur:innen aus uns Betrachter:innen.
Caro Suerkempers Malereien auf Papier zeichnen sich durch einen flüchtigen, fast skizzenhaften Stil aus. Farbflächen verlaufen weich ineinander. Konturen bleiben bewusst ausgespart. Die durch Licht und Schatten modellierten Figuren erhalten eine schwerelose, entrückte Anmutung. An den Rändern bleiben die Bild unvollendet. Der Fokus liegt auf dem Zentrum der Komposition. Dies verleiht Suerkempers Arbeiten eine spontane, pastellige Leichtigkeit. Sie transportiert zugleich Fragilität und emotionale Tiefe. Der meist wässrige Farbauftrag verstärkt diesen Eindruck. So wirken die Szenen wie Erinnerungsbilder – fragmentarisch, zart und doch eindringlich.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2004-002
- Material / Technik: Bleistift und Gouache auf gelblichem Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart