Im Mittelpunkt des Bildes steht das überzeichnete Gesicht einer jungen Frau. Sie hat weit aufgerissene blaue Augen und gerötete, rund hervortretende Wangen. Mit breitem, beinahe maskenhaftem Grinsen entblößt sie ihre Zähne. Ihr Blick ist intensiv – doch er gilt nicht uns, sondern dem eigenen Spiegelbild. Ihm neigt sie Frau sich zu, versunken in die Reflektion ihrer selbst. Während der Spiegel ihr festliches, mit Rüschen besetztes Kleid und ihr blondes Haar klar zeigt, bleibt ihre reale Gestalt nur fragmentarisch erkennbar. Der theatralische Ausdruck ihres Gesichts wirkt dabei wie eine Inszenierung. Sie wirft die Frage auf, ob sie sich selbst wirklich erkennt oder nur ein verzerrtes Abbild betrachtet.
Caro Suerkempers Malereien auf Papier zeichnen sich durch einen flüchtigen, fast skizzenhaften Stil aus. Farbflächen verlaufen weich ineinander. Konturen bleiben bewusst ausgespart. Die durch Licht und Schatten modellierten Figuren erhalten eine schwerelose, entrückte Anmutung. An den Rändern bleiben die Bild unvollendet. Der Fokus liegt auf dem Zentrum der Komposition. Dies verleiht Suerkempers Arbeiten eine spontane, pastellige Leichtigkeit. Sie transportiert zugleich Fragilität und emotionale Tiefe. Der meist wässrige Farbauftrag verstärkt diesen Eindruck. So wirken die Szenen wie Erinnerungsbilder – fragmentarisch, zart und doch eindringlich.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2004-003
- Material / Technik: Bleistift, Aquarell und Gouache auf schwach gelblichem Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart