Das kleine Bild »Ohne Titel« von 1950 stammt aus einer Werkphase, in der sich Aurelie Nemours noch nicht vollständig der Konkreten Kunst zugewendet hat. Heute gilt sie als eine prägende Figur der französischen Konkreten Kunst, die die Geschichte der ungegenständlichen Malerei in Frankreich nachhaltig beeinflusste. Nach einem kunsthistorischen Studium an der École du Louvre entscheidet sie sich, künstlerisch zu arbeiten, und studiert in Paris zunächst bei André Lhote. Ab 1948 wechselt sie in das Atelier von Fernand Léger, der, gerade zurück aus den USA, eine fortschrittliche künstlerische Haltung vertritt. 1953 vollzieht Nemours ihren entscheidenden Schritt zur Konkreten Kunst. Sie malt von nun an nur noch streng geometrisch und verbannt sogar die Diagonale aus ihrem Formvokabular. In dem Bild »Ohne Titel« gibt es noch deutliche rote Diagonalen, die wie Bleiruten in der Glasmalerei dunkle Splitterformen umfassen. Hier scheint die kubistische Zergliederung nachzuwirken, ohne dass Nemours jedoch diese Technik auf etwas Gegenständliches angewandt hätte. Zu diesem Zeitpunkt malt sie bereits konsequent ungegenständlich.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2009-129
- Material / Technik: Öl (?) auf textilem Bildträger
- Creditline: Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart