Das hochformatige Gemälde »Ohne Titel« wird durch neun horizontale Linien in elf gleich große weiße Felder geteilt. Zur Bildmitte hin werden die Abgrenzungen zunehmend unklar. Sie verschwimmen ins Blau, wobei der Farbverlauf nach oben heller, nach unten dunkler wird.
Um diesen Bildeindruck zu erreichen, trägt Raimund Girke auf die industriell vorgrundierte Leinwand blauen Malgrund auf. Darüber sprüht er mit der Spritzpistole weiße Farbe in unterschiedlicher Dichte. So ergeben sich sanfte Farbvarianten von deckendem Weiß bis zu transparent diffusem Blau, das aus der unteren Malschicht hervorscheint. Zur Bildmitte hin steigert Girke das Bildgeschehen durch das rhythmisierte Verhältnis von weißer Oberfläche und blauem Grund. Die Bildfläche erscheint als ein bewegter, vibrierender Farb-Licht-Raum. Das streng organisierte Kompositionsgefüge wird der Wirkung von Farbe untergeordnet.
Die Komposition »Ohne Titel« entsteht 1969 am Ende einer Werkgruppe, die Girke sechs Jahre zuvor beginnt. Hierfür wechselt er vom Quer- zum Hochformat und bevorzugt statt der individuellen Pinselführung einen anonymisierten Farbauftrag. Mathematisch-geometrische Gliederungsprinzipien und unscharfe Farbverläufe charakterisieren in dieser Zeit sein Werk.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2009-012
- Material / Technik: Acryl auf Leinwand
- Creditline: Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart