Eine spürbare, aber nicht gemalte horizontale Mitte bildet das kompositorische Zentrum. Von ihm ausgehend bewegen sich kraftvolle schwarze Pinselstriche in verschiedene Richtungen, wobei die vertikale Anordnung dominiert. Ergänzt wird das tiefe Schwarz, das auf dem weißen Grund fast kalligrafisch wirkt, von durchscheinend gesetzten Farben. Die weiße Leinwand wird als wesentliches Element in die Komposition einbezogen, in Verbindung mit den Farben schafft sie eine räumliche Tiefenwirkung. Diese spontan erscheinende gestische Ausführung steht ganz im Gegensatz zur sichtbar bewusst gesteuerten Pinselführung, die einem bestimmten gleichmäßigen Rhythmus folgt. Genau dieser Rhythmus sowie die Nachvollziehbarkeit der Bewegungsabläufe beim Malen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Was malt Peter Brüning zuerst? Das schwarze Grundgerüst, auf das die Farbe gesetzt wird, oder wechselt er ständig zwischen den Farben? Und an welchem Punkt betrachtet er die Komposition als vollendet?
Peter Brüning, geboren 1925 in Düsseldorf, studiert zunächst an der Stuttgarter Kunstakademie bei Willi Baumeister und geht im Anschluss 1952 für zwei Jahre nach Paris. Hier lernt er unter anderem den Maler Hans Hartung kennen, der ihn in seinem Weg wesentlich beeinflusst. Brüning findet in den 1950er-Jahren ungewöhnlich schnell seinen Stil, der sich deulich in den Werken seines nur kurzen Lebens bis zu seinem frühen Tod 1970 zeigt. Durch seine Professur für Freie Malerei an der angesehenen Düsseldorfer Kunstakademie prägt er das geistige Klima seiner Heimatstadt wesentlich mit. Brüning gilt als Vertreter des frühen deutschen Informel.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2917
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart