Als erstes fallen die Frauenbeine auf, deren Füße in schwarzen Pumps stecken. Sie ragen aus dem Bild heraus und sprengen so den Rahmen. Breite Spuren ziehen sich rechts und links der Beine über das Bild. Sie erinnern an Reifenabdrücke. Zwei dunkelgrüne Blätter eines Gummibaumes erweitern die Bildfläche in den Raum. Im Hintergrund stehen unvollständige Sprechblasen, wie man sie aus Comics kennt. Drei Schriftbilder flankieren die Mitteltafel: »Irgendwann war das Geld weg. Die Stimmung auch.«, steht auf dem linken Element. Auf dem mittleren: »Deine Schuld! Ein Tritt gegen seinen Rollstuhl!«. Auf dem rechten: »Sie verlässt das Zimmer und schließlich ihn.«
Birgit Brenner beschreibt hier den Verlauf eines Konflikts zwischen einem Mann und einer Frau, der zur Trennung führt. Dabei bezieht sich die Künstlerin auf eine Kurzgeschichte der Schriftstellerin Juli Zeh. Sie bildet die Vorgeschichte für das Kunstwerk und erzählt aus der Perspektive der Frau von einem unglücklichen Paar in einer unbestimmten Vorstadt. Das zentrale Motiv der Frauenbeine zwischen Reifenspuren verweist dabei auf den Höhepunkt der Erzählung, in dessen Verlauf ein außer Kontrolle geratener LKW in das Haus des Paares rast, das Paar beim Beischlaf überrascht und den Mann schwer verletzt. Hier endet die Kurzgeschichte. Brenner führt sie in ihrer Arbeit fort und gibt Andeutungen der weiteren Entwicklung. Gleichzeitig lässt sie der Fantasie der Betrachter:innen genügend Spielraum, um sie weiter zu denken und auszuschmücken.
Brenner möchte mit ihrer Kunst nichts Schönes schaffen, sondern reflektiert zwischenmenschliche wie auch gesellschaftliche Missstände und Ängste.
Ohne Titel
Werkdaten
- Inventarnummer: 2019-019
- Material / Technik: Pappe, Aluminium, Acrylfarbe und Digitalprint
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart