Joseph Kosuths Neon-Schriftzug ist ein Lichtobjekt. Die sehr feinen, mit Gas gefüllten Glasröhrchen beginnen zu leuchten, sobald elektrische Spannung angelegt wird. Der Text, den sie formen, ist ein Zitat aus Samuel Becketts »Texts for Nothing«. Der rätselhafte Satz wird erst sichtbar und lesbar, wenn die Schrift aufleuchtet – als warte das Zitat darauf, gelesen und gedeutet zu werden.
Kosuth ist ein wichtiger Vertreter der amerikanischen Konzeptkunst. Sprachlich begründete Prozesse treten an die Stelle traditioneller, form- und inhaltsbestimmter Kunst. Kosuth zeigt, dass Bedeutungen nicht festgelegt sind. Sie entstehen im Formulieren von Aussagesätzen. Diese werden zum eigentlichen Material für die Sprachspiele der Künstler:innen. Variationen in der Formulierung eines Satzes lassen seine Bedeutung immer wieder in einem anderen Licht erscheinen. So wird bei Beckett das Warten als unerfülltes, sinnloses Warten dargestellt. Kosuth gibt ihm dagegen eine positive Wendung: Das Entstehen von Bedeutung ist ein nie abgeschlossener Prozess. Während das Formulieren bedeutungstragender Sprache die unaufhörliche Aufgabe der Sprechenden bleibt, wartet die Bedeutung darauf, aufzuleuchten.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2014-021
- Material / Technik: Warmweißes Neon, in mattes Schwarz getaucht, direkt an der Wand montiert
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart