
An der Wand hängt ein vergrößerter Auszug aus dem Roman »Steppenwolf« von Hermann Hesse von 1927. Da ein schlichter Bilderrahmen den Text teilweise verdeckt, ist von ihm nur die Kapitelüberschrift gut lesbar. Im Rahmen befindet sich eine unscharfe Schwarz-Weiß-Fotografie eines ungemachten Bettes sowie ein Zitat aus Johann Georg Hamanns Schrift »Aesthetica in nuce« (1762). Hamann zeigt sich hier als ein Kritiker des Philosophen Immanuel Kant. Er stellt infrage, ob Begriffe die Vielschichtigkeit der Wirklichkeit widerspiegeln können. Diese Unschärfe greift auch Hesse auf: In einer metaphorischen Wendung verbindet die Kapitelüberschrift Tod und Leben, Trauer und Freude.
Kosuth ist ein wichtiger Vertreter der amerikanischen Konzeptkunst. Sprachlich begründete Prozesse treten an die Stelle traditioneller, form- und inhaltsbestimmter Kunst. Hier zeigt Kosuth, dass Bedeutungen nicht festgelegt sind. Sie entstehen erst durch die Beziehung zwischen den Fragmenten aus verschiedenen Kontexten und der entliehenen Fotografie. Es ist also kein Zufall, dass er ein Bild einsetzt: Er verweist auf den Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein, der jeden Satz als ein Bild der Wirklichkeit betrachtete. Entscheidend ist, wie der sprachlich formulierte Satz dieses Bild formt oder überhaupt erst hervorbringt.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2911
- Material / Technik: Schwarz-Weiß-Fotografie und Offsetdruck auf Aluminium
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart