Lange Zeit hat Anton Stankowskis fotografisches Schaffen nur wenig Beachtung gefunden. Dabei hat er selbst diesem Medium zeitlebens große Bedeutung innerhalb seines Gesamtwerks beigemessen. Stankowski erkennt schon in den 1920er-Jahren den künstlerischen Stellenwert der Fotografie, wie unzählige experimentelle Aufnahmen und Fotomontagen aus dieser Zeit bezeugen. Zugleich weiß er, der »kaum je ohne Leica oder Rolleiflex gesehen wurde«, um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Fotografie in der Werbegrafik. Die Beherrschung der Fototechnik gestattet es ihm, für seine Zwecke maßgeschneiderte Bildvorlagen zu erstellen, anstatt auf fremdes Material zurückgreifen zu müssen. Beide Aspekte – künstlerische und funktionelle Fotografie – vereint die vorliegende Collage, die 1939 anlässlich der Arbeit an der von den NSU Motorenwerken beauftragten Werbebroschüre »Kamerad Motorrad« entstanden ist. Mittels ungewöhnlicher Größenverhältnisse und einer verfremdenden Übermalung in Temperafarben werden die Verheißungen motorisierter Freizeitgestaltung und Reisen effektvoll in Szene gesetzt. Bald schon jedoch sollte die hier mitschwingende ungebrochene Fortschrittsgläubigkeit durch die harte Realität eines Weltkriegs pervertiert werden.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-263
- Material / Technik: Collage aus Fotografien mit Tempera auf Karton
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung