Viele von Karl Duscheks Bildfindungen haben große Gemeinsamkeit mit musikalischen Notenschriften. Es handelt sich jeweils um standardisierte Systeme. In diesen repräsentiert ein beschränktes Zeichenrepertoire bestimmte abstrakte Qualitäten und Eigenschaften. Was in einer Partitur Notenwerte, Tonhöhen, Rhythmus oder Taktarten sind, findet bei Duschek seine Entsprechung in der Wahl der Farben und Formen, deren Größe und Positionierung auf der Bildfläche. Eine Partitur entfaltet ihren sinnlichen Reiz erst mit der Aufführung durch Musiker:innen. Duscheks Bilder sind dagegen schon für sich selbst genommen Kunstwerke von ästhetischer Anmutung. Doch eines hat die Musik der Malerei voraus. Während Gemälde immer ein räumliches Nebeneinander zur Anschauung bringen, vermag die Notenschrift ein zeitliches Nacheinander zu versinnbildlichen. Nicht zuletzt die Zeitdimension kann Duschek zu der hier gezeigten Collage inspiriert haben. Als Ausgangsmaterial dienen ihm Stücke von Mozart oder Bach Collagen. Mittels einer Notation, die nur drei Tonhöhen erfassen kann, verleiht er dem Rhythmus der Musik Anschaulichkeit. Durch die Leerstellen zwischen den farbigen Klebepunkten werden die Pausen kenntlich gemacht. Sie haben also eine zentrale Funktion zu – vergleichbar dem weißen Bildhintergrund in Duscheks sonstigen Werken.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2017-047
- Material / Technik: Druckfarben und Klebepunkte auf Papier
- Creditline: Nachlass Karl Duschek