Die weiß grundierte Leinwand ist mit Postaufklebern versehen und zeigt Gebrauchsspuren. Das Werk gehört zur Serie der »Mailed Paintings«, in der Karin Sander seit 2004 den herkömmlichen Weg des Kunstschaffens hinterfragt und stattdessen eine alltägliche Handlung, die des Postversands, mit einbezieht. Die bis auf die Grundierung unbehandelten Leinwände werden unverpackt zum Ausstellungsort verschickt. Dort angekommen sind sie gekennzeichnet von den Spuren des Transportwegs: sie werden zu Abbildern ihrer Reise. Doch selbst am Ausstellungsort ist das Werk nicht fertig. Es befindet sich im ständigen Modus des Ausgestelltwerdens, ist dadurch äußeren Einflüssen ausgesetzt und verändert sich zwangsläufig mit der Zeit. Sander bezeichnet ihre »Mailed Paintings« »als sich selbst schreibende Tagebücher, die die Reise dokumentieren, die die Kunstwerke durchleben«. In ihrer Serie führt Sander ihre Leinwände in unterschiedlichen Größen und Formen aus. Dem immer selben Konzept folgend setzt die Künstlerin sie dem gleichen Prozess aus, wodurch die Spuren der Zeit lesbar werden.
Karin Sander, die unter anderem an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert hat, zählt zu den bekanntesten in Deutschland lebenden Konzeptkünstler:innen. Ihre Arbeiten greifen oft etablierte Muster der Kunstwelt auf. So befasst sie sich häufig mit den Mechanismen des musealen Ausstellens und entwickelt ortsspezifische Interventionen, die Besucher:innen zum Mitmachen anregen.
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-673
- Material / Technik: Gebrauchsspuren auf Baumwollgewebe mit weißer Universalgrundierung
- Creditline: Leihgabe aus Privatbesitz