Ein Mädchen sitzt auf einer Bank. Es hat die Hände ruhig in den Schoß gelegt. Der Blick ist auf etwas außerhalb des Bildes gerichtet, und fast scheint es so, als lächele das Mädchen ein wenig. Wie bei den meisten Mädchenporträts von Helene Wagner strahlt auch dieses Kind Ruhe und Würde aus, wodurch zugleich ein Hauch von Melancholie entsteht.
Schon früh fällt die künstlerische Begabung von Helene Wagner auf. Auch ihrem Patenonkel, dem Maler Otto Reiniger, einem Vertreter des schwäbischen Impressionismus, wird dies nicht entgangen sein. Nach einem Studium in Stuttgart geht Helene Wagner 1903 nach München, wo sie die Damenklasse des dortigen Künstlerinnenvereins besucht. In Bayern sind Frauen zu dieser Zeit noch nicht an der Akademie der Bildenden Künste zugelassen und müssen deswegen auf private Einrichtungen ausweichen. Hier lehrt Christian Landenberger, ebenso ein Vertreter des Impressionismus, bevor er einem Ruf nach Stuttgart folgt. Mit seinem locker aufgetragenen, aber kräftigen Pinselstrich und der auf verschiedenen Blautönen abgestimmten Palette beeinflusst er Helene Wagner nachhaltig. Besonders mit ihren Porträts hat sie großen Erfolg und kann als freischaffende Malerin finanziell unabhängig leben.
Nach ihrer Rückkehr aus München führt Helene Wagner in Stuttgart ein eher zurückgezogenes Leben, über das man nur wenig weiß. Es entstehen jedoch immer wieder Porträts der engsten Familienmitglieder. Das Mädchen im roten Kleid ist ihre Nichte Sigrid.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-1385
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart