Geschützt unter Bäumen und von dichtem Blattwerk umrahmt sitzt Maria auf einem gefällten Stamm. Der Kopf der Gottesmutter ist mit zärtlichem Blick zum Kind in ihren Armen geneigt. Ihr strahlend blauer, mit einer Goldborte gesäumter Mantel fällt in schimmernden Falten über das ebenso strahlende rote Gewand. Aus sich selbst leuchtend tritt sie als Rahmen der eigentlichen Hauptperson des Gemäldes, dem Christuskind, aus der rechten Bildhälfte hervor. Josef und der Esel verschwinden dagegen in den Schatten der Bäume. Zwischen beiden Figurengruppen öffnet sich der Wald und gibt den Blick frei auf den in übernatürlicher Farbigkeit gefassten Hohentwiel. Die »Madonna im Wald« hält sich also unweit des berühmten Berges im Hegau auf.
Dix‘ eigene Lebenswelt wird so im Bild zum Schauplatz der Rast der Heiligen Familie auf ihrer Flucht. Mehrfach lässt er religiöse Szenen in der Landschaft um den Bodensee erscheinen. Doch ist dies nicht nur dem Rückzug des Künstlers vor dem NS-Regime dorthin geschuldet. Dix bezieht sich hier sehr deutlich auf die spätmittelalterliche Malerei des 15. Jahrhunderts, in der die Platzierung religiöser Sujets in der Lebenswelt der Künstler und Auftraggeber entwickelt wurde.
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-683
- Material / Technik: Öl auf textilem Bildträger auf Holz
- Creditline: Dauerleihgabe der Otto-Dix-Haus-Stiftung, Gaienhofen