
Allein der Anblick von Rebecca Horns Installation »Les Délices des Evêques« (dt.: »Die Freuden der Bischöfe«) wirkt bedrohlich. Zwei Möbelstücke richten offenbar ein Blutbad an, das seine Spuren an der Wand und auf dem Boden hinterlässt. Ein an der Wand befestigter Stuhl ist mit zwei langen spitzen Stahlstäben ausgestattet, die sich langsam spreizen und wieder schließen. Frontal dazu hängt ein zweiter Stuhl von der Decke. In dem Moment, in dem die Spitzen des ersten Stuhls weit geöffnet sind, schwingt der zweite zurück und dann auf sein Gegenüber zu. Gleichzeitig erklingt eine Geige, und in schweres ausschwingendes Glockenseil kommt den Besucher:innen gefährlich nahe. Es sind vor allem die Geräusche, die die bedrohliche Situation buchstäblich spürbar machen: Die Mechanik, die das Schwingen des Stuhls auslöst, erzeugt einen lauten Knall. Das Glockenseil schlägt peitschenartig auf den Holzboden auf, und die Geige spielt in einem durchdringenden Ton.
Horn installiert das Werk zunächst im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, das sich neben dem mittelalterlichen Bischofspalast befindet. Die Stühle und das Glockenseil erinnern an die Ausstattung eines Kirchenraums. Horn spielt hier auf die Geschichte der Inquisition, der Verfolgung Anders- oder Nichtgläubiger durch die katholische Kirche, an. 2005 richtet sie das Werk neu im Kunstmuseum Stuttgart ein, wo es allgemeiner gehalten für das Thema »Folter und Gewalt« steht und die Frage aufwirft: Wer ist hier Täter und wer Opfer?
Werkdaten
- Inventarnummer: 2004-040
- Material / Technik: Holzstühle, Metallkonstruktionen, Seil, Violine und Farbe
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart