Der Kristall verkörpert für Anton Stankowski sinnbildlich einen Grundgedanken seiner Gestaltungslehre. In ihm spielen auf besondere Weise Ordnung und Unordnung zusammen. So erinnert er sich: »In einem Lehrbuch über Kristall las ich einen Satz, der besagt, dass es im Aufbau der Kristalle nur ›eine‹ Ordnung gibt. Alles andere ist Unordnung.« Genau dies wird in Stankowskis »Kristall«-Gemälden greifbar. Als Basiselement liegt der Komposition das Dreieck zugrunde. Nach Maßgabe eines festgelegten Rasters untergliedert er die Bildfläche in verschiedene, sich überlagernde Dreiecksformen. Anschließend füllt er die Schnittflächen mit überwiegend gelb-, grün oder rottonigen Farben. Das Ergebnis ist jeweils eine Komposition von kristalliner Anmutung. Sie lässt an die Lichtbrechung von facettierten Edelsteinen denken. Das hier gewählte Gestaltungsprinzip ermöglichte dem Künstler, Vielfalt zu erzeugen, ohne dass das Bild beliebig oder chaotisch wird. So ist eine nur gefühlte Unordnung entstanden. Sie fesselt das Auge. In ihrem Innersten aber ist sie den Gesetzmäßigkeiten einer strengen Ordnung unterworfen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-176
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung