Als Künstlerpersönlichkeit mit internationaler Ausstrahlung ist Willi Baumeister in den Nachkriegsjahren die zentrale Gestalt in der Stuttgarter Kunstszene. Sein Schaffen markiert geradezu den Gegenentwurf zu Anton Stankowskis rational-konstruktivistischem Kunstkonzept. Baumeister schöpft für seine Bildfindungen aus der visionären Kraft des Künstlers, aus dem Ursprünglichen und Archaischen, und gestaltet Werke von organischer Anmutung, die sich jeglicher Regelhaftigkeit zu entziehen scheinen. Stankowski steht in regem Austausch mit Baumeister, obgleich er, wie er bekennt, sich mit ihm »über Themen konkreter Kunst überhaupt nicht unterhalten« kann. Bei allen Auffassungsunterschieden verraten Gemälde wie das hier gezeigte dann aber doch auch Anklänge an die Kunst Baumeisters: Die sonst von Stankowski bevorzugte strenge Kreisform ist zum Oval verflacht, wodurch die Komposition anthropomorphe Züge gewinnt. Die Fantasie vermag in der großen Ellipsenform womöglich einen stilisierten Kopf zu imaginieren und in den kleineren Gebilden Augen. Doch wird der Eindruck des natürlich Gewachsenen bei Stankowski zugleich wieder gebändigt durch die für ihn bestimmenden Prinzipien von Wiederholung, Spiegelung, Vertikalität und Horizontalität.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-241
- Material / Technik: Öl auf Hartfaserplatte
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung