Die nächtliche Szene einer Begegnung im Park wirkt alltäglich, birgt aber etwas Unheimliches. Ein älterer Mann führt seine Dogge spazieren. Sein bärtiges Gesicht ist detailreich, wenn auch mit grobem Pinselstrich gemalt. Der Blick ist dabei allerdings auf beklemmende Weise ausgespart: Seine Augen sind leer und nur als kreisrunde Formen angedeutet. Sie lassen ihn gesichtslos, fast unmenschlich erscheinen.
An den Beinen betonen skizzenhafte Konturen seinen Gang. Mit seiner linken Hand greift er nach der Dogge. Sie bleibt ruhig und dorthin, wo eben ein Jogger vorbeigelaufen ist. Dessen gelbe Sportjacke mit reflektierendem Streifen hinterlässt eine Wellenbewegung in Laufrichtung
Aus der blaugefärbten Umgebung sticht neben dem leuchtenden Gelb ein intensives Rot hervor: Es scheint aus dem Ärmel des älteren Mannes zu strömen, genau dort, wo er nach dem Hund gegriffen hat. Das Rot hebt sich als Aktionsfarbe von der gräulichen Figur ab und verstärkt das Gefühl einer latenten Bedrohung. Eine besondere maltechnische Note setzt von Kaufmann mit seinem eigenartigen Linoleum-Malgrund: Ausgeschabte Pünktchen durchziehen das Bild und erscheinen als blaue Lichtpunkte. Sie verleihen der alltäglichen Szene den Schleier des Fantastischen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2023-041
- Material / Technik: Öl auf Linoleum auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart